| Vom Mindestlohn über Geldsystem zum  Kommunismus? von Klaus BuschendorfProvokante Frage!  Wo doch das Wort „Kommunismus“ heute einen diktatorischen, menschenverachtenden  Beigeschmack hat! Dabei hat es diesen erst durch Missbrauch erhalten. Ich  möchte es deshalb auch durch den Begriff ersetzen, dass ich von einer  Gesellschaft spreche, in der jeder „nach seinen Fähigkeiten“ arbeiten und  „jeder nach seinen Bedürfnissen“ leben kann. Eine Illusion?  Ein Ideal. Ob es eine Illusion  bleibt, liegt an den Menschen, welche die Gesellschaft gestalten. Als Illusion  erscheint es jedem Menschen, der nicht gewohnt (oder nicht gewillt) ist, über  den Tag, die Woche hinaus zu denken. Wer sich in unserem Fernsehen auf Sender  „verirrt“ wie BR-Alpha, Eins-Plus, auch 3-Sat u. a., kann mehr  Dokumentationen als auf den Hauptsendern sehen, welche sich mit der Geschichte  des Lebens und der Entwicklung der Menschen befassen. Wer sich die Mühe macht,  sich in die Zeitgenossen geschichtlicher Epochen hinein zu versetzen, wird  verstehen, wenn ich von größeren Zeiträumen spreche, die veränderungswillige  Meschen heutzutage in den Blick nehmen sollten. Er wird auch dem Gedanken  folgen, dass es nur in aufeinander folgenden Schritten möglich sein kann,  unsere Gesellschaft zu jenem Ziel zu führen: „Jeder nach seinen Fähigkeiten  (arbeiten), jeder nach seinen Bedürfnissen (leben).“ Der Weg dorthin ist lang,  scheint ungangbar all denen, welche über Tagesdenken nicht hinaus kommen. Ein  Tourist in den Ruinen von Pompeji ist erstaunt, wie geregelt, auch geordnet und  teilweise sogar menschenfreundlich (zeitbezogen!) und ähnlich unserer Gegenwart  diese ferne Vergangenheit für die damals lebenden Menschen gewesen ist. Kein  Pompejaner hätte wohl in Zweifel gezogen, dass es „rechtens“ ist, wenn eine  reiche Kaufmannsfrau, gekapert von Piraten, auf dem Sklavenmarkt verkauft und  ihr weiteres Leben als Freudenmädchen im Bordell hätte verbringen müssen – sie  hat für dieses Schicksal nur hübsch genug sein müssen bei ihrer Gefangennahme.  Für ihn war das „normal“ – für uns Heutige entsetzlich. Ich habe nur ein  kleines Detail erwähnt. Alles hat sich verändert –  alles aber auch nur in kleinen Schritten. „Revolutionen sind die Lokomotiven  der Geschichte“ heißt es – von den nach der Revolution Geborenen! „Revolutionen  ändern nicht die Menschen“, sagt sogar Karl Marx. Menschen ändern sich nur  langsam. Pompeji hatte schon 600 Jahre Geschichte hinter sich, ehe der Vesuv es  begrub. Alle griechischen und römischen Götter, das Lebensumfeld war ohne  Gewalt und Sklaven nicht denkbar. Wer lange lebte, schaffte es auf vierzig  Jahre. Jahrhunderte später kamen Christen und brachten „Nächstenliebe“ auf die  Erde – Rom sträubte sich, dennoch wurde das Christentum zur Staatsreligion,  allmählich gingen die Menschen freundlicher mit sich um. Wem das zu lange  dauert, erinnere sich: Gab es nicht „Omas“ nach dem Krieg noch, die sich  weigerten, ans Telefon zu gehen? Ich kenne noch eine „Oma“, die zog sich vor  dem Fernseher nicht aus – der Nachrichtensprecher könne das doch sehen!  Veränderungen in der Gesellschaft, technologischer Fortschritt – das ändert die  Menschen, aber die Menschen schaffen auch die Veränderungen, den Fortschritt.  Nur parallel kann vorankommen, was vorankommen soll – in vielen kleinen  Schritten. Darum ist es falsch zu rechten: „... das ist doch nur Verbesserung  des Alten ...“ – solch Denken ist ganz sinnlos in der Praxis. Einziges  Kriterium ist: Nützt es dem Menschen, erfüllt es seine Bedürfnisse besser? Dann  gehe man es an, verändere und lasse sich nicht beirren.  Damit wird aber auch klar,  dass es eine starre Regel nicht geben kann in der Aufeinanderfolge der  Schritte. Die Umstände (wer ist mir Verbündeter, wer mein Gegner?) werden immer  wieder Flexibilität verlangen in der Formulierung der nächsten Aufgaben. Und es  wird schwer werden unter diesen Bedingungen, das Ziel nicht aus den Augen zu  verlieren: Jeden nach seinen Fähigkeiten arbeiten, jeden nach seinen  Bedürfnissen leben zu lassen. Doch diese beiden Maßstäbe sollten stets gelten!  Sie helfen, die Richtung zu halten, denn sie sind gültig für Menschen aller  Schichten, können „Kitt“ sein zwischen den verschiedensten Anschauungen. Nur  alles auf einmal, das darf man nicht wollen, weil es nicht in der Freiheit,  sondern in Anarchie und Unterdrückung enden wird. Haben wir das alles nicht  schon erlebt, vor allem die Menschen im Osten? Darum sollten wir zeigen, dass  wir lernfähig sind. Doch gewisse „Marksteine“  wird man brauchen auf diesem Weg. Und im Programmentwurf der LINKEN finde ich  einige wieder. Das finde ich erfreulich. Nur sollte sich die LINKE nicht  vorschnell an das „Regieren“ drängeln. Wer Hartz ablehnt, (und das ist wohl  eine Grundforderung) muss Hartz abschaffen wollen und können – doch das geht  nur im Bund! Und deshalb ist jede „Regierungsfähigkeit“ im Land ein  zweischneidiges Schwert: Was verliert man, was gewinnt man in einer  Landesregierung? Nicht einfach zu entscheiden. 
 Wirre Gedanken, die ich hier schreibe? Sprunghaft, weit  hergeholt und ohne Zusammenhang? Das mag so scheinen. Ich bin doch selbst ein  Suchender, aber – wer ist es nicht?
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